Der Skandal des Bösen aus der Sicht des Judentums
Inhalt:
Wie der Philosoph Jaspers und später der israelische Soziologe Eisenstadt schreiben, ereignet sich mit der hebräischen Bibel, dem Tanach, ein tiefer Einschnitt in die Zivilisationsgeschichte, der von ihnen als Achsenzeit bezeichnet wird. Man spricht von Ursprung und Ziel der Geschichte in der Zeitspanne von etwa 800 bis 200 v. Chr. (primärer Durchbruch). In dieser Sattel- oder Übergangszeit, die mit dem Koran (sekundärer Durchbruch) endet, taucht ein einziger, allmächtiger und transzendenter Schöpfergott auf, der die Welt gleichsam aus dem Nichts schafft. Er wirkt wie ein bildender Künstler, der artifex mundi, der in sechs Tagen die Welt mit ihren Meeren, Flüssen, Wäldern und Gebirgen, die von einer Vielzahl von Lebewesen bewohnt werden, aus sich heraus erzeugt. Jeder einzelne Schritt im Entstehungsprozess wird von ihn beäugt und beurteilt und zu guter Letzt als gelungen eingeschätzt. Nur die Menschen, als Krönung seiner Produktivkraft, bewertet er voller Stolz als sein Meisterstück.
Für uns heute erscheint dieses göttliche Urteil eher eine Provokation, ja ein Skandalon, zu sein. Die menschliche Geschichte ist mit Blut von Millionen und Abermillionen geschrieben. Der Mensch zeichnet sich durch eine, sonst in der Natur nicht zu findende, bemerkenswerte Fähigkeit zum Konflikt aus.
Dieser böse Trieb, von dem die Rabbiner immer wieder sprechen, muss jedoch einen wichtigen, ja positiven Wert besitzen; andernfalls könnte man nicht mehr von einer eigentlich guten Schöpfung sprechen und das Gottesbild des Monotheismus geriete in Gefahr. Welcher Sinn also hinter diesem bösen Trieb stecken könnte, darauf versuchen die Gelehrten des Judentums eine Antwort zu finden.
Referent:
PD Dr. Peter Waldmann: Literatur- und Kulturwissenschaftler
Dauer: 18:30 bis 20:00 Uhr
Kosten: Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei
Ort: Zoom
Redner
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PD Dr. Peter Waldmann