Jüdisch-muslimische Freundschaft – Wie das Wackernheimer Bildungswerk „Maimonides“ die Zusammenarbeit zwischen zwei Religionen fördert
VON ZITA HILLE
WACKERNHEIM. Ein Jude, ein Moslem und eine tiefe Freundschaft – so begann die Geschichte von „Maimonides“. Das Bildungswerk „Maimonides“ mit Sitz in Wackernheim ist eine bundes-weite Organisation, die seit der Gründung im Jahr 2019 jüdisch-muslimische Zusammenarbeit unterstützt. Ihr Ziel: Bildungsarbeit von Ju-den und Muslimen für die Gesellschaft. Projekte gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit und ähnliche Themen oder auch Aufklärung in der Gesellschaft gehören ebenfalls dazu. Zahlreiche Juden, Muslime, oder auch Menschen vieler anderer Religionen, Zugehörigkeiten und Nationen, kommen als Gäste zu den Veranstaltungen des Bildungswerkes oder arbeiten in den Projekten mit. Einer der beiden Gründer von „Maimonides“, Mustafa Cimsit, erzählt, welche Geschichte hinter dem Bildungswerk steckt.
Die Freundschaft begann zu wachsen
Cimsit selbst ist Moslem und war 2008 frisch gebackener Gründer des muslimischen Landesverbandes Rheinland-Pfalz „Schura“. Er wollte sich Tipps bei dem Ju-den Peter Waldmann holen, der bereits seit 2002 Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz war.„Zum Beispiel ging es um Fragen, wie Peter Waldmann es mit der Satzung handhabt oder wie bestimmte Prozesse funktionieren, weil es sich bei seinem Verband ja auch um einen Verband für eine Minderheit in der Gesellschaft gehandelt hat“, sagt Cimsit. Waldmann habe Cimsit mit Rat und Tat zur Seite gestanden – und die Freundschaft begann zu wachsen.
Durch sie bekamen die Bei-den in den folgenden Jahren häufig Einladungen von kirchlichen Organisationen oder Behörden, um von ihrer Arbeit – und ihrer Zusammenarbeit – zu erzählen. „So entstand dann die Idee: Wir sollten da doch mal gemein-sam etwas auf die Beine stellen“, berichtet Cimsit mit einem Grinsen im Gesicht. Und tatsächlich: 2019 grün-den die zwei Männer „Maimonides“, das Bildungswerk wird dann 2020 aktiv. Das erste Projekt mit dem Namen „Couragiert gemeinsam“ richtet sich gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Sie schrieben das Konzept, beantragten es und bekommen es auch vom Bundesministerium für Familie genehmigt und gefördert, nämlich im Rahmen der Reihe „Demokratie leben“. Ebenso starten Cimsit und Waldmann das Projekt „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, bei dem besonders die jüdisch-muslimischen Wechselbeziehungen in der deutschen und europäischen Geschichte so-wie die heutigen Begebenheiten erklärt und hervorgehoben werden sollen.
„Mit den Projekten wollen wir zeigen, dass zwischen Muslimen und Juden auch Freundschaft herrscht – nicht, wie viele denken, Feindschaft aufgrund der Geschichte oder der Ereignisse im Nahostkon-flikt.“ Auch seien die Traditionen der Religionen, wie zum Beispiel das Fasten, für die Betroffenen positiv und nicht negativ. Cimsit sagt, das Ziel seien mehr Allianzen für die Juden und Muslime in der Gesellschaft zu schaffen, mehr Verständnis füreinander oder auch sich stärker in der Arbeit gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu ver-netzen. Der gegenseitige Aus-tausch und die Diskussion seien ebenso wichtig. „Unser Wunsch ist, Menschen zu er-reichen – mit guten und qualitativ hochwertigen Inhalten“, sagt Cimsit. „Das mag lange dauern, aber das ist uns bewusst. Bildungsarbeit ist ein langer Weg, aber er lohnt sich.“
Neben vielen kommenden Veranstaltungen von „Maimonides“, von Workshops und Vorträgen bis hin zu Seminaren, sind Cimsit und Waldmann offen dafür, neue Projekte zu starten. „Wir suchen kreative Ideen oder neue Partnerschaften und sind offen, über alles zu reden. Neue Themenschwerpunkte zu setzen ist uns ein stetiges Anliegen.“
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Allgemeine Zeitung Ingelheim, 18.05.2022