Am 26. Februar 2025 fand im Kulturzentrum Bingen das mittlerweile 18. Interreligiöse Gespräch statt – eine Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Ingelheim-Oppenheim und der Volkshochschule Bingen organisiert wurde. Über 50 Teilnehmende kamen zusammen, um sich einem hochaktuellen und zugleich sensiblen Thema zu widmen: „Wie können Religionen zum Frieden im Nahen Osten beitragen?“
Auf dem Podium: Judentum und Islam im Dialog
Moderiert von Dekan Olliver Zobel, diskutierten zwei profilierte Religionsvertreter:
- Rabbi Aharon Ran Vernikovsky, Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen
- Mustafa Cimsit, Imam und Geschäftsführer des Maimonides jüdisch-muslimischen Bildungswerks
Rabbi Vernikovsky betonte die existenzielle Bedeutung Israels für das jüdische Selbstverständnis:
„Israel ist unsere Lebensversicherung, unser Halt, unsere Hoffnung. […] Israel ist das Licht des Judentums.“
Er machte deutlich, dass der Nahost-Konflikt nicht nur territorial, sondern vor allem ideologisch geprägt sei – genährt durch Antisemitismus und zunehmend von religiösen Akteuren beeinflusst.
Imam Cimsit stellte dem eine ethisch-universalistische Perspektive gegenüber:
„Es spielt keine Rolle, wo ich bin – wir werden nach unserem Handeln beurteilt. Unrecht ist Unrecht, egal ob in Deutschland oder in Israel.“
Er kritisierte die Tendenz, das Leid der „eigenen“ Gruppe zu überhöhen und das der anderen zu relativieren – eine menschliche Schwäche, der man sich bewusst stellen müsse.
Weniger Religion – mehr Frieden?
Eine zentrale Frage des Abends lautete: Welche Rolle sollte Religion im Nahost-Konflikt überhaupt spielen?
Rabbi Vernikovsky antwortete provokant:
„Der größte Beitrag der Religion zum Nahost-Konflikt ist, sich am besten herauszuhalten.“
Dekan Zobel stimmte dem teilweise zu, betonte aber auch das Potenzial religiöser Menschen, von einer besseren, friedlicheren Welt träumen zu können.
Ein Abend mit Nachhall
Das Gespräch war offen, ehrlich und stellenweise emotional – und genau das machte es so wertvoll. Wie Pfarrer Zobel zum Abschluss sagte:
„Ich habe viele Dinge gehört, über die ich noch weiter nachdenken möchte.“
Wir vom Maimonides Bildungswerk danken für die Einladung und die Möglichkeit, Teil dieses wichtigen Dialogs zu sein. Gerade in Zeiten globaler Spannungen braucht es Räume, in denen Religion nicht trennt, sondern verbindet.
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📸 Bildnachweis:
Organisatoren und Redner des 18. Interreligiösen Gesprächs in Bingen (von links): Dekan Olliver Zobel, Mustafa Cimşit (Geschäftsführer des jüdisch-muslimischen Bildungswerks Maimonides), Rabbi Aharon Ran Vernikovsky und René Nohr (Leiter der Volkshochschule Bingen).
Foto: Hilke Wiegers