Jüdische Tradition & Muslimische Tradition

Eine Gegenüberstellung mit Bildimpulsen

Vorwort

In unserer heutigen Welt ist es bedeutsamer denn je geworden, sich der jüdischen und muslimischen Religion mit Offenheit zu nähern. Dabei ist die persönliche Begegnung mit jüdischen und muslimischen Menschen von zentraler Bedeutung und ein wichtiger Weg. Dies ist jedoch nicht immer möglich. Hier soll dieses Heft ein Stück weit aushelfen. Anhand von Bildimpulsen soll ein anschaulicher Einblick in die Traditionen des Judentums und des Islams gegeben werden. Dabei wird jedes Bild mit Sachinformationen begleitet, die die Binnenperspektive und Selbstansicht von Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens wiedergeben. Dadurch werden Fremdzuschreibungen von nichtjüdischen und nichtmuslimischen Menschen vermieden, die oft zu verzerrten Darstellungen des Judentums und des Islams und damit leider auch oft zu Vorurteilen und Ressentiments gegenüber Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens geführt haben. Die Gegenüberstellung der jüdischen und muslimischen Tradition zeigt zudem auf, wie ähnlich sich beide Religionen in ihrer jeweiligen Glaubensstrukturen und Religionskultur sind und wie viele
Gemeinsamkeiten sie in ihrer Religionspraxis aufweisen. Diese religiösen und kulturellen Verflechtungen verleiteten sogar den jüdischen Arabisten und Orientalisten Schlomo Dov Goitein (1900-1985) dazu von einer „jüdisch-muslimischen Symbiose“ zu sprechen. Lukas Mühlethaler, Professor für Jüdische Philosophie und Ästhetik am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin, geht noch einen Schritt weiter und attestiert folgendes:

„Es gibt kaum einen Bereich des Judentums, einschließlich der normativen Schriften, die nicht durch die Begegnung mit dem Islam tiefgreifend geprägt wurden.“

Auf der muslimischen Seite gibt es historische Persönlichkeiten, wie Kaʿb al-Akhbar, ein jemenitischer Jude, der im 7. Jahrhundert lebte und während des Kalifats von Umar bin al-Khattab den Islam annahm. Neben vielen anderen gehört er zu den bekanntesten Übermittlern jüdischer Traditionsliteratur. Seine Beiträge finden beim Verständnis der Traditionsliteratur sehr breite Rezeption. Dadurch entstand eine eigene Textgattung mit der Bezeichnung „Isra‘iliyat“. Damit werden Überlieferungen bezeichnet, die sich in den verschiedensten Genres der islamischen Literatur finden lassen und die
dazu eingesetzt werden, nützliches Wissen aus der jüdischen Religionskultur zu extrahieren.
Judentum im Islam und Islam im Judentum – als solche könnte man die Wechselwirkung zwischen beiden Religionstraditionen bezeichnen. Zudem gibt es eine große Unkenntnis um die gemeinsame Tradition zwischen Judentum und Islam. So möge dieses Heft neben inhaltlicher Wissensvermittlung dazu beitragen, Diskriminierung gegenüber Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens im Allgemeinen und Antisemitismus in der muslimischen Community und Islam- und Muslimfeindlichkeit in der jüdischen Community abzubauen. Mögen alle Beteiligten neue Wege der Begegnung finden, die sowohl zum gegenseitigen als auch zum gesamtgesellschaftlichen Frieden verhelfen.

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Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und beim Einsatz in Ihrer Arbeit.

Ihr Team von Maimonides jüdisch-muslimisches Bildungswerk